Sing mir ein Lied im Kiez

„Oh, ist das nur für Familien?“ fragte eine enttäuschte Interessentin, als sie an dem verregneten Freitagnachmittag vor der Tafel mit dem Hinweis „Family Karaoke“ stand. „Nein, natürlich nicht, einfach reinkommen!“, ermunterte Kemaya, Moderatorin und Initiatorin der Veranstaltung.

Nach und nach füllte sich der kleine Raum des Kiezkiosks Open Tiny in der Treptower Straße 84. Es war eine bunte Mischung, vom Kind bis zum Großvater. Nach kurzer Aufwärmphase und Mutmachen brachte Kemaya Groß und Klein ans Mikrofon, allein oder gemeinsam mit ihr. Das Publikum war begeistert. Das Repertoire der Darbietungen reichte von „Smooth Operator“ von Sade über „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen. Auf besonderen Wunsch eines Besuchers, der sich selbst nicht traute zu singen, wurde sogar die Hertha BSC Hymne „Nur nach Haus“ von Frank Zander angestimmt.

Karaoke verbindet

Kemaya – das ist ihr Künstlername – ist Sängerin, Moderatorin und interkultureller Coach. Sie hatte die Idee zu den Karaoke-Veranstaltungen, die seit September 2022 im Open Tiny stattfinden. Für sie ist Karaoke eine Vernetzungsmethode, eine Möglichkeit des Empowerments: „Mein Ziel ist es, dass Menschen über das Singen zusammenfinden. Man kann sich hier kennenlernen, einen Verein gründen, Dinge tauschen oder Freundschaften schließen.“ Über den Aktionsfonds des QMs Harzer Straße hat sie einen Zuschuss für die Materialkosten bekommen. Davon wurden unter anderem ein Laptop und ein White Board angeschafft. Auf die Tafel kann man seine Musikwünsche schreiben oder auch andere Infos weitergeben.

Und weil Musik bekanntlich Herzen öffnet, gingen am Ende alle ganz beseelt nach Hause. „Ich hätte nicht mit einer solchen Resonanz gerechnet“, freut sich Kemaya. Das kostenlose Karaoke findet alle sechs bis acht Wochen statt. Die aktuellen Termine sind hier zu finden.