QM Glasower Straße

Startchancen für schutzbedürftige Frauen verbessern

Seit 2012 gibt es in den Räumen der St. Eduard Kirche im Gebiet des Quartiersmanagement (QM) Glasower Straße die Bildungsstätte JACK. Sie bietet Frauen aus unterschiedlichen Kulturen einen sicheren Ort, um wieder neu anzufangen. Vom Alphabetisierungsunterricht über Computerkurs bis zur Kinderbetreuung – mit Unterstützung der Einrichtung gelingt vielen Teilnehmerinnen das Ankommen in ihrer neuen Heimat.

Teilhabe am Kiezleben Anfang Oktober 2021 begrünten die JACK-Besucherinnen und Teilnehmerinnen den Kranoldplatz im Rahmen eines vom Aktionfonds finanzierten Projekts. (Bild: QM Glasower Straße)
Teilhabe am Kiezleben Anfang Oktober 2021 begrünten die JACK-Besucherinnen und Teilnehmerinnen den Kranoldplatz im Rahmen eines vom Aktionfonds finanzierten Projekts. (Bild: QM Glasower Straße)
JACK bietet eine Kinderbetreuung an: So können die Mütter in Ruhe Kurse besuchen und die Kinder lernen Deutsch. (Bild: QM Glasower Straße)
JACK bietet eine Kinderbetreuung an: So können die Mütter in Ruhe Kurse besuchen und die Kinder lernen Deutsch. (Bild: QM Glasower Straße)

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JACK: Der etwas ungewöhnliche Name der Einrichtung stammt von einer Frau, selbst geflohen, die mit einer Spende 2012 den Grundstein für die Bildungsstätte legte. Diese ist seit 2014 ein Projekt des Trägervereins Pallotti-Mobil e. V. und wurde anfangs durch das Bonifatiuswerk gefördert, inzwischen durch Spenden und verschiedene Teilförderungen finanziert. Es gibt zudem Kooperationen und Zusammenarbeiten mit weiteren kirchlichen und kommunalen Einrichtungen und Projekten.

Bildung fördern, Perspektiven schaffen

Dabei steht die Bildungsstätte für Frauen aller Religionen offen. Sie lernen Deutsch sowie Lesen und Schreiben, können Computerkurse belegen oder an Kunstkursen teilnehmen und ihre Persönlichkeit stärken. Dazu gehören Alphabetisierungskurse. „Da gibt es durchaus Unterschiede“, erklärt Daniela Dachrodt, die mit Cora Zippel die Einrichtung leitet. „Wir haben Frauen, die nie eine Schule besucht haben und praktisch bei null anfangen. Wir haben aber auch Frauen, die in ihrer Muttersprache lesen und schreiben können, aber das lateinische Alphabet nicht kennen. Deshalb sprechen wir ausführlich mit jeder Frau und schauen, was da möglich ist, welche Unterstützung sie braucht, ob eine Einzelförderung oder Nachhilfe nötig ist.“ 

Derzeit gibt es wieder einen Deutschkurs: Anfang November 2021 hat ein Alphabetisierungskurs für geflüchtete und schutzbedürftige Frauen ohne Zugang zu öffentlichen Deutschkursen begonnen, jeweils montags bis freitags nachmittags. Einige Restplätze sind noch frei. Die Teilnehmerinnen sollten dafür weder Vorkenntnisse im lateinischen Alphabet noch in der deutschen Sprache haben. Wer sich dafür interessiert oder eine Frau kennt, die dafür geeignet wäre, kann per E-Mail einen Termin vereinbaren.

Von Frauen, für Frauen

Es gibt sechs zertifizierte, erfahrene Deutsch-Dozentinnen für den Unterricht, rund 40 Ehrenamtliche, die zum Beispiel andere Kurse anbieten, sowie eine Praktikantin und eine Bundesfreiwillige – alles Frauen. „Das ist uns wichtig, denn wir wollen unseren Teilnehmerinnen einen Schutzraum bieten“, betont Daniela Dachrodt. „Rund ein Drittel kommt aus afrikanischen Ländern. Sie haben oftmals einen ungeklärten Aufenthaltsstatus und deshalb keinen Zugang zu Weiterbildungsangeboten.“
Da viele der Frauen mit Kindern keinen Zugang zu Kitas haben, werden die Kleinen während der Kurse betreut. „Dafür sind die Frauen sehr dankbar“, sagt Romy Emir, die als Erzieherin für die Kinderbetreuung zuständig ist. „Das ist aber auch wichtig für die Kinder, damit sie Deutsch lernen.“

Sprache in der Praxis

JACK bringt verschiedene Kulturen zusammen und macht sie zugleich mit der deutschen Kultur vertraut. Das zeigte sich auch in dem Förderprojekt „Sprache in der Praxis“, das 2018 startete und dann 2020 leider coronabedingt endete. Kursteilnehmerinnen gehen neben ihrem Sprachkurs für mehrere Monate ein- oder mehrmals wöchentlich in lokale Einrichtungen wie Kitas oder Seniorenheime und unterstützen dort die tägliche Arbeit. Darauf will das nachfolgende Projekt aufbauen. „Wir möchten in die Breite gehen und die Frauen nicht nur in soziale Berufe vermitteln. Einige haben handwerkliche Berufe erlernt und darin gearbeitet wie Kosmetikerin, Schneiderin oder Frisörin. Deshalb wollen wir Kontakte knüpfen zu Handwerksbetrieben, um unser Angebot an Hospitationsmöglichkeiten zu erweitern. Und wir würden gerne auch andere Sprachschulen mit dazu holen“, sagt Daniela Dachrodt

Teilhabe am Kiezleben

Auch wenn sich die Bildungseinrichtung hinter dicken Mauern in Räumen der St. Eduard Kirche befindet, sollen und wollen die Frauen auch am Leben im Kiez teilnehmen. Und so zogen sie am 7. Oktober 2021 dieses Jahres mit Schubkarre und Harken zum nahegelegenen Kranoldplatz, um einige Baumscheiben zu säubern und ein Beet zu bepflanzen. „Den Frauen hat das viel Spaß gemacht, deshalb geht das Projekt, das vom Quartiersmanagement aus dem Aktionsfonds unterstützt wird, weiter“, freut sich Romy Emir Emir, die als Erzieherin für die Kinderbetreuung zuständig ist. „Im November soll auch Schmetterlings-Flieder gepflanzt werden.“

Praktikantin und Bufdi gesucht

Es gibt auch die Möglichkeit, bei JACK ein Praktikum zu absolvieren. Derzeit wird eine Praktikantin für ein vier- bis sechsmonatiges Praktikum gesucht, die im Bereich des Kursprogramms, der Öffentlichkeitsarbeit und im Büro arbeiten wird. Für den Zeitraum 2022/2023 ist eine Stelle für eine Bundesfreiwillige mit 30 bis 40 Wochenstunden im Bereich der Organisation der Kinderbetreuung zu besetzen. Ehrenamtliche, die beispielsweise Kurse anbieten möchten, sind ebenso willkommen.