QM Pankstraße

"unverblümt": Kultur im Krematorium

Ein spannender Ort für Musik, Multimedia-Lesung und Pop-up-Pingpong: Im ehemaligen Krematorium Wedding hat am 4. März 2016 zum siebten Mal die Kulturexpedition "unverblümt" stattgefunden. Mehr als zweihundert Gäste kamen zum entspannten Kulturprogramm, das über das Quartiersmanagement Pankstraße durch das Programm Soziale Stadt gefördert wird.

Desmond Garcia – Ein-Mann-Kapelle im Innenhof des ehemaligen Krematoriums. Bild: georg + georg
Desmond Garcia – Ein-Mann-Kapelle im Innenhof des ehemaligen Krematoriums. Bild: georg + georg

Mit einem Kopfhörerparcours der Gruppe "Atelier für neues Lernen" startete die siebte Auflage der Kulturexpedition "unverblümt". Die Gruppe, bestehend aus drei jungen Künstlern, hatte dafür ein vom mystischen Ort des alten Krematoriums inspiriertes Ambient-Set live eingespielt. Per Funk-Kopfhörer konnte jeder für sich die Musik hören und dabei durch das Gelände flanieren.

Nach dem Kopfhörerparcours wartete im Innenhof die Einmannkapelle Desmond Garcia. Mit einem riesigen Hut auf dem Kopf und Kleidung im Western-Stil spielte der Multiinstrumentalist Gitarre, Banjo, Mundharmonika und Schlagzeug und nutzte nebenbei allerlei Objekte, um seinen Instrumenten Töne zu entlocken.

Im Anschluss erzählte Anne Drees vom silent green Kulturquartier von der Geschichte des ehemaligen Krematoriums und berichtete über die heutigen Aktivitäten vor Ort: Das ehemalige Krematorium Wedding gehört zu den denkmalgeschützten Gebäuden Berlins. 1911 als erstes Krematorium der Stadt und insgesamt drittes in Preußen erbaut, zeugt es vom kulturhistorischen Wandel, der mit der Einführung der Feuerbestattung als alternativer Beisetzungsform in Deutschland einherging. In den 2010er Jahren entstanden Büros, Ateliers, Ausstellungsflächen sowie ein Restaurant. Heute ist das Krematorium ein Kulturquartier.

"skarabäus_passage": Multimedia-Lesung in der Kuppelhalle

Nach dem Bericht ging es in die Kuppelhalle, die ein riesiger Saal und Herzstück des Altbaus ist. Dort erwartete die Gäste das Multimedia-Programm "skarabäus_passage" von Valentin Moritz, Saskia Trebing und Sarah Wohler. Die drei Künstler hatten die Multimedia-Lesung extra für die Veranstaltung konzipiert. Begleitet von Projektionen lasen sie selbst geschriebene Texte bei toller Atmosphäre mit gedämpftem Licht. Nach gut einer halben Stunde spielte Yunas Orchestra, ein Kraut-Jazz-Synthesizer-Projekt. Noch während Yunas spielte, fingen ein paar Leute in der Kuppelhalle an Pop-up-Pingpong zu spielen. Kling exotisch, ist aber klassischer Tischtennis-Rundlauf für viele Mitspieler.

Ein Besuch der Galerie Patrick Ebensperger gehörte ebenfalls zur Expedition. Über einen kleinen Hof lief die Gruppe durch eines der großen Tore in den Westteil des ehemaligen Krematoriums. 2013 eröffnete der Künstler dort seine neuen Räume. Kunst gab es nicht zu sehen, aber gerade die "nackten" Räume, deren Ursprünglichkeit weitestgehend erhalten wurde, interessierten die Besucherinnen und Besucher. Vor allem die ehemalige Aussegnungshalle, ein beeindruckender Sakralbau im gotischen Stil mit parabellförmiger, neun Meter hoher Decke, faszinierte dabei.

Ziel der regelmäßig stattfindenden Kulturexpedition ist, den öffentlichen Raum im Quartiersmanagementgebiet Pankstraße durch Kultur- und Konzertreihen zu beleben und den Dialog unter den Nachbarinnen und Nachbarn anzuregen. Damit soll das Nachbarschaftsgefühl gestärkt werden.

Weitere Informationen und zahlreiche Bilder gibt es auf der Internetseite des Quartiersmanagements Pankstraße.