Bei der Preisverleihung zum bundesweiten Wettbewerb "Preis Soziale Stadt 2014" wurden am 01.07.2014 in Berlin zehn Beispiele sozialen Engagements zur Stabilisierung von Nachbarschaften mit einem Preis und zehn weitere Initiativen mit einer Anerkennung ausgezeichnet – darunter jeweils ein Projekt aus Berlin.

Die prämierten Projekte beschäftigen sich unter anderem mit dem sozialen Zusammenhalt im Stadtteil, dem Zusammenspiel von städtebaulicher Aufwertung und sozialem Engagement sowie der Sanierung von Problem-Immobilien durch Integrations- und Beschäftigungsprogramme.

Überblick über die Preisträger:

Soziales Engagement von Jugendlichen im Quartier

  • "Jugendliche begleiten Senioren in Dortmund-Hörde" – diese Idee führt die Generationen im Quartier so zusammen, dass wechselseitig Respekt und Vertrauen entstehen. Ca. 100 Schüler haben sich freiwillig und außerhalb der Schule zu "Seniorenbegleitern" qualifiziert. Sie gehen mit Älteren spazieren, einkaufen, lesen vor oder singen gemeinsam. Mittlerweile werden in den beteiligten Schulen Berufsbilder in der Altenhilfe und Pflege öfter angefragt als in den Vorjahren.
  • Hinter "Youth Changemaker City Solingen" steckt die Erfahrung, dass Jugendliche nicht mit Angeboten von außen beglückt werden wollen, sondern lieber eigene Ideen entwickeln und umsetzen. Auf Dream-It-Do-It Workshops bilden sie Teams und bewerben sich vor einer Jury um eine Mikrofinanzierung. Auf diese Weise unterstützt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Solingen pro Jahr bis zu zehn Jugendteams mit Projekten zu unterschiedlichsten selbstgewählten Themen.

Zusammenspiel von städtebaulicher Aufwertung und sozialem Engagement

  • Durch die Freiraumgalerie – Stadt als Leinwand ist das von Leerstand und Brachen geprägte Gründerzeitviertel Halle Freiimfelde vom vergessenen Stadtteil zum Kreativquartier geworden. Großflächige Wandgestaltungen - verbunden mit der Umgestaltung und Zwischennutzung von Brachflächen - machen den Stadtteil zur einzigartigen Kulisse, die durch Kunstaktionen, Bildungsangebote und Nachbarschaftstreffs mit Leben erfüllt ist.
  • Die Langsamstraße in Schortens zum neuen Zentrum für behinderte Menschen ist keine simple Erschließungsstraße, sondern bringt über ungewöhnliche und witzige Verweilstationen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Nachbarn, Schulen, Kitas und Firmen bringen sich in die Gestaltung ein und haben die Straße zu einer Begegnungsstätte gemacht.
  • Mit der Neuen Mitte im Stadtteil Hannover-Hainholz ist es der Stadt gelungen, einen vernachlässigten Stadtraum wiederzugewinnen und in einen belebten Mittelpunkt für alle Bewohner zu verwandeln. Freizeit- und Sportmöglichkeiten im neugeschaffenen "Park der Generationen" korrespondieren mit dem Stadtplatz, der mit Familienzentrum und Kulturhaus zum lebendigen Treffpunkt geworden ist.

Lebensgeschichten im Hochhausviertel

  • "Listen to my story – Orte und ihre Geschichten" will das Selbstbewusstsein der Bewohner des von Hochhäusern geprägten Viertels Freiburg-Weingarten verbessern. Das Image des Gebietes soll nicht weiter durch Außen-Kommentare, sondern durch die Bewohner geprägt werden. Dazu führt der von Radio Dreyeckland initiierte Audio-Guide an neun Stationen durch den Stadtteil.

Akteursbündnisse für sozialen Zusammenhalt im Stadtteil

  • In Erfurt ist es der kommunalen Wohnungsgesellschaft KOWO gemeinsam mit vielen Partnern gelungen, die Bewohner zur Mitwirkung an vielfältigen Initiativen in dem ehemals von Leerstand und sozialen Problemen gekennzeichneten Wohngebiet Roter Berg zu motivieren. Das Zusammenspiel vieler scheinbar "normaler" kostengünstiger und niedrigschwelliger Angebote – von der Hausaufgabenhilfe über die Seniorensportgruppe bis hin zu Aktionen wie "Gemeinsam für ein sauberes Wohngebiet" erwies sich als Erfolgsfaktor.
  • Die Stadtteilgenossenschaft Halle-Neustadt entstand aus dem Zusammenschluss verschiedenster Akteure – von im Stadtteil tätigen Unternehmen bis zu sozialen Trägern – im Netzwerk "Wohnen, Arbeiten, Bildung und Integration. Heute ist die junge Genossenschaft mit Angeboten für Beschäftigung, Bildung, Treffmöglichkeiten und haushaltsnahen Dienstleistungen außerhalb des Marktes der professionellen Anbieter zu einem wichtigen Bestandteil des Stadtteillebens geworden.

Sanierung von Problem-Immobilien als Integrations- und Beschäftigungsprogramm

  • In Berlin-Neuköllns Harzer Straße hat die Aachener Siedlungsgesellschaft die Wohnanlage Arnold Fortuin Haus für und gemeinsam mit Sinti und Roma so erneuert, dass Nachbarschaftskonflikte gelöst wurden und die Integration der rund 600 Menschen erleichtert wird. Die Familien wurden an der Sanierung beteiligt und sind in die Instandhaltung und Pflege einbezogen. Sie erhalten Unterstützung und Begleitung, um im deutschen Alltag an- und zurechtzukommen.
  • In der Dortmunder Nordstadt hat die Stiftung Soziale Stadt gemeinsam mit der Gesellschaft für Wohnen DOGEWO21 und dem Beschäftigungsträger Grünbau ein heruntergewirtschaftetes Wohnhaus saniert, und zwar so, dass Langzeitarbeitslose aus dem Quartier Beschäftigung fanden.

Zehn weitere Initiativen wurden mit einer Anerkennung ausgezeichnet:

  • Das ZukunftsHaus Berlin-Wedding ist ein Ort der Inklusion, der verschiedenste Angebote miteinander verbindet und so Generationen und Kulturen in der Nachbarschaft unter einem Dach vereinigt.
  • Das Projekt "AuRa" in Bremen-Huckelriede unterstützt junge Erwachsene mit Lernproblemen durch die Verbindung von praktischer Arbeit für den Stadtteil und Lernhilfe beim Realschulabschluss und bei der Ausbildungssuche.
  • Die Kölsch Hätz Nachbarschaftshilfen betreuen Senioren in 28 Stadtteilen mit mehr als 500 ehrenamtlich tätigen Bürgern und beugen mit aktivierenden Angeboten der Vereinsamung vor.
  • Bei der Erneuerung des Schusterjungenviertels in Calau übernimmt die kommunale Wohnungsbaugesellschaft weit über ihr Kerngeschäft hinaus stadtentwicklungspolitische und soziale Aufgaben.
  • In der Ellerbruchsiedlung in Dorsten-Hervest haben sich unterschiedlichste Kleineigentümer, Mietervertreter und soziale Träger zusammengefunden und erneuern ihr Quartier auf Basis einer Siedlungsvereinbarung.
  • In Essen Altendorf-Nord/Bochold-Süd stärkt das Stadtteilbüro BlickPunkt 101 das familien- und kinderfreundliche Leben und Wohnen im Quartier.
  • Das Netzwerk INFamilie unterstützt Kinder und Familien in der Dortmunder Nordstadt mit mehr als 30 Projekten, zu denen sich verschiedenste Akteure zusammengefunden haben.
  • In Rosenheim helfen Bürger, die sich als Paten gemeldet haben, Flüchtlingen aus aller Welt bei der Integration in den deutschen Alltag.
  • Der Internationale Frauentreff in Lüneburg-Kaltenmoor bringt Frauen verschiedener Nationalitäten über Kurs- und Hilfsangebote zusammen.
  • Der vom Wohnungsunternehmen ProPotsdam ins Leben gerufene Verein "Soziale Stadt Potsdam" hat sich zu einem breiten stadtteilübergreifenden Akteursbündnis entwickelt.

Der Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Prof. Dr.-Ing. Engelbert Lüdtke Daldrup freut sich über den Erfolg der beiden Berliner Projekte: "Die Soziale Stadt bleibt ein Zukunftsthema Berlins. Quartiersentwicklung braucht öffentliches wie auch privates Engagement. Die beiden prämierten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie dies mit einer Stiftung und einem Wohnungsunternehmen gelingen kann. Der Wettbewerb lässt auch die besondere Bedeutung der Städtebauförderung, vor allem des Programms “Soziale Stadt“, zur Stabilisierung benachteiligter Gebiete deutlich werden."

Für den seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre ausgelobten „Preis Soziale Stadt“ gab es 2014 mit 196 eingereichten Projekten ein großes bundesweites Echo. Der Wettbewerb ist eine Gemeinschaftsinitiative des AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, des Deutschen Städtetages, des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, des Deutschen Mieterbundes und des vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung. Er wird unterstützt durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).

Zu den ausgezeichneten Projekten gibt es jeweils Videos im Youtube-Kanal des GdW.