Wie können Beteiligung und Vernetzung sowie das über Jahre gelebte Engagement in den Quartieren langfristig erhalten werden? Diese Frage soll auch Aufschluss darüber geben, was durch Selbstorganisation der Akteure gelingen kann, was dabei unterstützt und welche Aufgaben, die üblicherweise das QM-Team übernimmt, durch andere Akteure teilweise übernommen werden könnten.  Mit diesen Fragen beschäftigen sich Beteiligte in allen QM-Gebieten, aktuell besonders intensiv in den Beendigungsgebieten, in denen die Förderung durch das Programm Sozialer Zusammenhalt zum Ende des Jahres 2027 beendet wird. Auch beim letzten Fachaustausch der Quartiersräte am 4. Juni 2025 tauschten die Teilnehmenden Erfahrungen dazu aus und diskutierten Lösungsansätze. 

Formate für Austausch und Diskussion im Quartier 

Das Stadtteilplenum Moabit ist offen für alle Anwohnenden und Engagierten in Moabit und bietet Raum für Austausch und Diskussion. Es findet alle 2-3 Monate statt und wird gemeinsam von den QMs Beusselstraße und Moabit-Ost sowie den Stadtteilkoordinationen Moabit Ost und West organisiert. Gut funktioniert die thematische Fokussierung bei jedem Plenum. Schwerpunkt des nächsten Stadtteilplenums am 23.9.2025 ist Verkehr. Der zuständige Stadtrat wird auch dabei sein.

Beim neuen Kiezforum im Rollberg-Quartier sollen drei Mal jährlich Probleme im Kiez nicht nur besprochen werden, sondern auch Kooperationen für deren Lösung entstehen. Dafür werden gezielt bestehende Strukturen wie Vereine, Organisationen und lokale Einrichtungen sowie Anwohnende zusammengebracht, die zu konkreten Themen zusammenarbeiten. Dass dies gute Chancen auf Erfolg hat, hat sich am 12.6.2025 beim ersten Kiezforum gezeigt. 

Das Nahariyaforum im QM Nahariyastraße ist ein öffentliches Veranstaltungsformat der Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung und Facility Management in Tempelhof-Schöneberg, das es auch im QM Germaniagarten (Forum Germaniagarten) gibt. Die Foren werden von der Bezirksstadträtin moderiert und bieten Raum für die Vorstellung neuer Projekte, für Diskussion und Kritik. Unter dem Tagesordnungspunkt „nachgehakt“ geben Verantwortliche aus der Bezirksverwaltung Antworten auf Fragen aus der letzten Sitzung. Die Veranstaltung wird vom QM mitorganisiert und wendet sich an alle, die im Quartier leben und /oder arbeiten. Insbesondere soll hier der persönliche Austausch mit Politik und Verwaltung schon von Anfang an verstetigt werden. 

Beide vorgenannten Formate hatten sich von einem Erfolgsmodell im Bezirk inspirieren lassen: Dass es langfristig und ohne QM gelingen kann, zeigt der Präventionsrat im ehemaligen QM-Gebiet Schöneberger Norden (QM Bülowstraße/Wohnen am Kleistpark). Dort ist sogar der Quartiersrat als Bewohner*innenvertretung weiterhin aktiv. Der Runde Tisch Sprengelkiez im ehemaligen QM-Gebiet Sparrplatz und das Stadtteil-Forum Tiergarten-Süd (ehemals QM Magdeburger Platz) sind Beispiele für nachhaltig gelebte selbstorganisierte Formate stadtteilbezogener Beteiligung. Beide sind im Zuge der QM-Beendigung und maßgeblich durch Aktive in den Quartiersräten entstanden.

Strukturen, die Engagement bündeln und thematisch fokussieren

Als Nachfolger des Quartiersrates im Gebiet Gropiusstadt entstand 2021 die Gropiusstädter Bewohner*innenvertretung (GBV), deren Koordination seit 2021 von der Stadtteilkoordination Gropiusstadt übernommen wird. Die Gruppe trifft sich zweimal im Monat. Von großem Vorteil ist, dass mit der Unterstützung durch die Stadtteilkoordination sowohl deren Räume und Ressourcen für Treffen genutzt werden können, als auch die enge Zusammenarbeit mit dem Bezirk gewährleistet ist. 

Aus dem Quartiersrat heraus kommen im Verein „LetteNachbarn e.V.“ im Lettekiez in Reinickendorf seit 2022 Ehrenamtliche und Initiativen in ihrer Nachbarschaft zusammen, bündeln ihre Kräfte und organisieren Projekte wie den „Schenkemarkt“. Zusammen mit der Aktionsfondsjury und dem Quartiersrat soll im Projekt „Ein Kiez im Aufbruch“ ein gemeinsames Netzwerk entstehen, welches auch nach Beendigung des QMs tragfähig ist.

Beim Verband für Dezentrale Stadtteilarbeit schlossen sich im QM-Gebiet Rixdorf lokale Einrichtungen und Vereine zu einem Netzwerk zusammen, um, statt zentralisiert in einem Stadtteilanker, an mehreren bestehenden Standorten verteilt und untereinander abgestimmt Aufgaben der Stadtteilarbeit zu übernehmen. Siehe auch Projekt des Monats Juni. 

Wissen festhalten und für den Stadtteil erhalten

Wie kann das vielseitige Wissen des Quartiersmanagements zu Praktiken der Vernetzung, zu Organisation von Veranstaltungen, zu Kontakten und zur Aktivierung von Engagement niedrigschwellig und praktisch aufbereitet und an Aktive weitergegeben werden? Eine einfache Handreichung dazu hatte seiner Zeit das nach Beendigung des QM (2005) agierende Kiezbüro Helmholtzplatz erarbeitet: Das „Kiezbüro für die Hosentasche“ lieferte kompakte Tipps, z.B. wie man für eine Idee Mitstreiterinnen, etwas Kleingeld, Kooperationspartner oder Räume findet, welche Genehmigungen es braucht und wer dafür verantwortlich ist.  Auch im Rahmen aktueller QM-Verfahren, die 2027 beendet werden, haben sich mehrere QM-Teams diese Aufgabe in geeigneter Form fest vorgenommen.  

Begleitung des Engagements im Übergang und für die Zukunft 

Ergänzend zur koordinierenden Rolle der QMs Beusselstraße und Moabit Ost soll das Projekt „Stärkung des Ehrenamts“ in den verbleibenden 2,5 Jahren der Quartiersmanagements das Empowerment und die Qualifizierung von Ehrenamtlichen mit externer Expertise und unabhängigem Blick begleiten. Im Fokus steht die Selbstbefähigung der Zivilgesellschaft mit dem Ziel, nachhaltige, eigenständige Strukturen aufzubauen, die auch nach dem Ende des QM handlungsfähig bleiben, ein Beispiel ist die Qualifizierung zu Fundraising, politischer Bildung, Moderationstechniken, und Öffentlichkeitsarbeit. 

Das Projekt „Aufbau von Selbstorganisation und Stärkung des Ehrenamts im Quartier“ im QM Pankstraße unterstützt engagierte Anwohnende bei der Vernetzung, bei der Aktivierung von mehr Engagement und stärkt sie dabei selbst mit Freude und nachhaltig aktiv zu bleiben. Erklärtes Ziel ist es bis Ende des Jahres 2027, also dem geplanten Ende des Quartiersmanagements, tragfähige Strukturen zu schaffen, die auch danach weiterwirken.