Modellprojekt Campus Rütli

2014 haben die ersten Schülerinnen und Schüler auf dem Campus Rütli ihr Abitur bestanden. Einige Jahre zuvor war die Situation jedoch noch eine völlig andere: 2006 beklagte die Lehrerschaft der Neuköllner Rütlischule in einem offenen Brief Gewalt und schlechte Lernbedingungen an der damaligen Hauptschule – und sorgte für Schlagzeilen. Heute ist der Campus Rütli in Neukölln ein Modellprojekt für Bildung und Integration, das viel Aufmerksamkeit für seine Erfolge bekommt. Das Quartiersmanagement Reuterplatz arbeitet schon seit 2003 kontinuierlich an der Verbesserung der Bildungschancen im Quartier.

Das Konzept

Die Idee des Campus Rütli: Auf dem Gelände arbeiten alle Institutionen der Versorgung, Erziehung und Bildung junger Menschen gebündelt zusammen. Schülerinnen und Schüler können auf einer Gemeinschaftsschule von der ersten bis zur 13. Klasse alle in Berlin möglichen Schulabschlüsse erreichen. Zusätzlich gibt es auf dem Campus Rütli Kindertagesstätten und einen Jugendclub sowie weitere Bildungs- und Unterstützungsangebote. Gleichzeitig öffnet sich der Campus für die Eltern und das Quartier – beispielsweise in der 2012 neu errichteten Quartiershalle, die Akteure und Initiativen aus dem Kiez für Sport und Veranstaltungen nutzen. Seit 2014 gibt es zudem eine Stadtteil-Lernwerkstatt, in der Kinder aus dem Quartier selbst forschen und entdecken können. Alle Bildungseinrichtungen sowie Eltern können zum Thema „naturwissenschaftliche Bildung für Kinder und Jugendliche“ Informationen austauschen, zusammenarbeiten und sich ganz praktisch fortbilden.

Die Rolle des Quartiersmanagements

Das Quartiersmanagement Reuterplatz arbeitet nicht erst seit dem offenen Brief der Rütli-Lehrerschaft an der Verbesserung der Bildungslandschaft vor Ort im Reuterkiez. Seit dem Start des Quartiersmanagements im Jahr 2003 wurden mit finanziellen Mitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ Schulhöfe im Quartier hergerichtet oder Sport-, Musik- und Gesundheitsprojekte sowie Sprachförderangebote und Elternbeteiligungsprojekte organisiert. Gemeinsam mit den Schulen im Kiez erarbeitete das Quartiersmanagement 2005 das strategische Konzept „Auf dem Weg zur Kiezschule“, das mit Inhalten wie interkultureller Moderation oder Verbundprojekten wie „Schule im Wald“ oder „Kitavernetzung“ auch eine wichtige Grundlage für den heutigen Campus Rütli war. Ab 2007 entstand der lokale Bildungsverbund Reuterquartier, in dem Kooperationspartner aus dem Kinder- und Jugendbereich mit den zuständigen Verwaltungen zusammenarbeiten und Lösungsstrategien entwickeln.

Die so geschaffenen Strukturen und Netzwerke waren eine wichtige Voraussetzung für den schnellen und erfolgreichen Start des Campus Rütli und das Engagement der Freudenberg Stiftung und der Karl-Konrad und Ria von Groeben Stiftung mit ihrem Modellvorhaben „Ein Quadratkilometer Bildung“, das zuerst im Quartiersmanagement Reuterplatz für einen Zeitraum von 10 Jahren umgesetzt wurde. Die über das Quartiersmanagement und das Programm „Soziale Stadt“ geschaffenen Strukturen boten für zivilgesellschaftliches Engagement gute Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung des Modellvorhabens. Während das Quartiersmanagement über das Programm „Soziale Stadt“ projektbezogen arbeitet und fördert, ließen sich beim Campus Rütli durch die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft Strukturen langfristig verstetigen und nachhaltig sichern.

Vernetzung mit dem Quartier

Als Akteur innerhalb des Campus Rütli kümmert sich das Quartiersmanagement Reuterplatz insbesondere um die Vernetzung mit dem Stadtteil. Die Förderkulisse Quartiersmanagement ist dabei eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz von zusätzlichen Förderprogrammen wie z.B. Bildung im Quartier (BIQ). Mit diesen werden insbesondere Baumaßnahmen, wie beispielsweise der Umbau der Mensa, der Neubau der Quartiershalle und der Bau der Stadtteil-Lernwerkstatt finanziert. Der nächste Schritt ist bereits in Arbeit: Ab März 2015 beginnen die Neubauten für die Schulerweiterung, das Werkstattgebäude und das Beratungs- und Begegnungshaus. Das Bezirksamt Neukölln mit seinen Fachämtern engagiert sich hier stark und begleitet diesen Prozess aktiv.