Sozialer Zusammenhalt

Abschied, Rückblick, Dank

Das Quartiersmanagement (QM) ist eine Aufgabe auf Zeit. Sein Ziel ist es, die Lebensverhältnisse im Quartier so zu verbessern, dass es selbst überflüssig wird. In diesem Jahr werden gleich mehrere Kieze in die von langer Hand geplante Selbstständigkeit entlassen. Drei von ihnen, der Schöneberger Norden, Marzahn NordWest und Schillerpromenade, gehören noch zu den ersten 15 Berliner Gebieten, in denen der Senat im März 1999 das QM eingeführt hatte.

Wir danken allen Bewohnerinnen und Bewohnern, Ehrenamtlichen, QM-Mitarbeiterinnen und - Mitarbeitern, Akteuren in den Kiezen, Netzwerkpartnerinnen und -partnern sowie allen Beteiligten für das langjährige Engagement.
Wir danken allen Bewohnerinnen und Bewohnern, Ehrenamtlichen, QM-Mitarbeiterinnen und - Mitarbeitern, Akteuren in den Kiezen, Netzwerkpartnerinnen und -partnern sowie allen Beteiligten für das langjährige Engagement.

Mit Ende 2020 werden gleich neun Gebiete aus dem QM-Verfahren entlassen. Darüber hinaus werden in zwei bestehenden Quartieren Gebietsanpassungen vorgenommen: Fusion der Gebiete Ganghoferstraße und Richardplatz-Süd zum neuen Gebiet Rixdorf (Neukölln), Erweiterung des QM Falkenhagener Feld Ost sowie Reduzierung des Gebietes Beusselstraße in Moabit-West auf die Planungsräume Huttenkiez und Beusselkiez (Mitte).  

Was bleibt, sind die sichtbaren und unsichtbaren Veränderungen, die durch die Fördergelder, die Eigenmittel der Träger sowie das ehrenamtliche Engagement von Bewohnerinnen und Bewohnern angestoßen werden konnten. Die Verstetigungen wurden vorab mit einer Reihe von Verabschiedungen gefeiert – aufgrund der Covid-19-Pandemie natürlich immer unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Einigen QMs war es leider nicht mehr vergönnt, richtig zu feiern. Der Lockdown im November 2020 sorgte dafür, dass gleich mehrere Quartiere ihre Feiern absagen mussten, oder nur in Form einer Abschlussbroschüre „Danke“ sagen konnten.

Ein Abschied und ein Auftakt

Den Reigen der Abschiedsfeste eröffnete das QM Schillerpromenade: Bereits im Dezember 2019  verabschiedete sich der Quartiersrat im Schillerkiez in der fast fertig sanierten Kapelle auf dem Neuen St. Jacobi Friedhof. Quartiersmanager Gunnar Zerowsky nahm die Gäste mit auf eine kleine Zeitreise. Große Errungenschaften konnten in den 15 Jahren Bürgerbeteiligung mit einem Quartiersrat gefeiert werden, wie die Regelfinanzierung der Stadtteilmütter durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zehn Jahre nach Projektstart im Schillerkiez. Auch die Mitgestaltung des Tempelhofer Felds resultiert aus dem Engagement der Quartiersrätinnen und -räte. Im Zuge des SCHILLAMENT-Projekts wird ein Nachfolgemodell und -format zum bisher durch das QM Schillerpromenade getragenen Gremiums des Quartiersrats entwickelt. Das QM gehört zu einem der ersten ausgewählten Gebiete und wird zum 31. Dezember 2020 nach 21 Jahren aus der Sonderbetreuung im Rahmen des Programms „Sozialer Zusammenhalt“ entlassen. Ein Abschiedsfest im Zuge der Verstetigung war Corona-bedingt leider nicht möglich. Eine Bilanz-Ausstellung, die anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums gestaltet wurde, steht jedoch als Download zur Verfügung.

Vom unterschätzten Kiez zum lebenswerten Bezirk

Mehr Glück hatte das QM Körnerpark. Auf der Terrasse der Orangerie im Körnerpark ließen am 27. August 2020 gleich mehrere Rednerinnen und Redner die 15 Jahre erfolgreicher Quartiersarbeit Revue passieren. Mit dem Förderprogramm ergaben sich viele Möglichkeiten, die Infrastruktur und Angebote im Viertel insbesondere für Kinder, Jugendliche und Familien zu verbessern und nachbarschaftliches Engagement zu stärken. Stellvertretend für die Verbesserung steht das Nachbarschaftsheim (NBH) mit der Erweiterung des Nachbarschaftshauses am Körnerpark. Das Familienbildungszentrum, „Coole Kids“ sowie „Peer Helper“  waren notwendige und innovative Projekte des Kiezes, die durch das QM angestoßen wurden und mittlerweile Standardangebote des Bezirkes sind. Offensichtlich sind die Veränderungen im öffentlichen Raum: Es gibt viel mehr Leben auf den Straßen und Plätzen sowie ein pulsierendes Kulturleben. Neue Geschäfte, Ateliers, Kneipen und Cafés gibt es dort, wo noch 2005 zu Beginn der Förderung, Leerstand herrschte.

Anlaufstellen geschaffen

Bei Spätsommerwetter und unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen wurde am 4. September 2020 der Abschied vom QM Ackerstraße auf dem Gelände rund um das VIKI-Haus gefeiert. In einer kleinen Ansprache würdigten Dr. Sandra Obermeyer, die für das Programm Sozialer Zusammenhalt in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zuständige Abteilungsleiterin, und der Bezirksstadtrat Ephraim Gothe die erfolgreiche Arbeit des Quartiersmanagements. Die Band Walkabees brachte musikalische Unterhaltung und das Trickfilm-Duo Atefeh Kheirabadi und Mehrad Sepahnia mischte sich unter die Gäste, fing die fröhliche Stimmung in bewegten Bildern ein. Das Quartiersmanagement hinterlässt nach 15 Jahren sichtbare Spuren im Kiez. Dazu zählt das Familienzentrum Wattstraße, das VIKI-Haus sowie der Projektraum Waschküche, die dem Quartier als Ankerorte mit seinen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen erhalten bleiben.

Campus der Generation als Ankerpunkt

Das QM Schöneberger Norden nahm am 18. September 2020 seinen Abschied. Nach 21 Jahren.  Vor dem Feld-Theater am Winterfeldtplatz hoben Staatssekretärin Wenke Christoph und Bezirksstadtrat Jörn Oltmann das große Engagement in Netzwerken wie Bildung, Religionsgemeinden und beim gemeinsamen Gärtnern sowie in den sozialen Einrichtungen, Schulen und Kindergärten hervor. Unter den zahlreichen Gästen waren auch  Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und Bezirksstadtrat Oliver Schworck. Mit dem CAMPUS der Generationen wird ein neues Quartierszentrum für die Einrichtungen und die Stadtteilöffentlichkeit geschaffen. Ein besonderer Moment des Festes war die sehr persönliche Geschichte von Quartiersrat Moussa Issa, der bei seiner Rede von seinen Anfängen in Deutschland berichtete. Er brachte dabei auch zum Ausdruck, wie wichtig für ihn dabei die Arbeit im Quartiersrat und die Zusammenarbeit mit dem QM war. Auf dem Fest wurde zudem die Abschlussbroschüre verteilt, die zusätzlich Bilanz nach 20 + 1 Jahren zieht.

Erfolge feiern und erinnern

Am 25. September 2020 feierte das QM Düttmann-Siedlung seine Verstetigung. Alte Weggefährten und Begleiterinnen und Begleiter waren dafür ins renovierte Nachbarschaftshaus Urbanstraße gekommen, um Danke zu sagen, Abschied zu nehmen und sich zu erinnern. Knut Mildner-Spindler, Bezirksstadtrat für Soziales, blickte zurück auf das gemeinsam Erreichte. Was bleibt nach 15 Jahren Arbeit im kleinsten Fördergebiet Berlins: Die Lernpatenschaften? Der Nachbarschaftstreff? Die Kinderfreizeiteinrichtung „GraefeKids“? Die Frage nach den größten Erfolgen beschäftigte das QM der Düttmann-Siedlung bei der Gestaltung seines Abschieds. Ein Quizformat half, die Arbeit im Kiez bei allen ins Gedächtnis zu rufen. Bewohnerinnen und Bewohner des Kiezes sowie Akteure, die sich besonders verdient gemacht hatten, durften Platz auf einem feudalen Ohrensessel aus rotem Samt nehmen. Mit einer Urkunde in der Hand wurden sie fotografisch verewigt.

Aus Ganghoferstraße und Richardplatz-Süd wird Rixdorf 

Mehr als 70 Gäste kamen am 29. September 2020 in den Garten der Brüdergemeine, um sich vom Team des QM Ganghoferstraße zu verabschieden, darunter Alexandra Kast von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Das QM-Büro unter der Trägerschaft der Mieterberatung Prenzlauer Berg wird zum 31. Dezember 2020 nach mehr als zehn Jahren geschlossen, weil das Gebiet mit dem QM Richardplatz Süd zusammengelegt wird. Zukünftig wird dessen Team das aus der Fusion entstehende QM Rixdorf leiten. Während der Abschiedsfeier im Garten der Brüdergemeine wurde noch einmal sichtbar, was sich wie ein roter Faden durch die Arbeit zog: das freundliche, zugewandte und gleichberechtigte Miteinander von Akteuren, Bewohnerschaft und QM-Team.

Grenzen überwinden

Um sich trotz Corona-Pandemie nach 15 Jahren erfolgreicher Arbeit verabschieden zu können, hatte das QM Mehrower Allee mit dem VERSTETIVAL am 7. Oktober 2020 ein besonderes Veranstaltungsformat gewählt. In vier Innenhöfen des Quartiers wurden im Laufe des Nachmittags Innenhofkonzerte dargeboten, die die Bewohnerinnen und Bewohner von ihren Fenstern und Balkonen verfolgen konnten. Denn: Kein anderes Medium als die Musik ist besser dazu geeignet, Grenzen zu überwinden und Verständigung zu schaffen – Symbol für den Ansatz des Quartiersmanagements. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle und Ute Krüger von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. 

Neue Heimat

Das QM Gropiusstadt verabschiedete sich Corona-bedingt ohne Feier. Seit 2005 hat es Netzwerkarbeit geleistet und in mehr als 390 Projekten gezeigt, wie eine gute Nachbarschaft funktionieren kann. Einen Überblick über die Arbeit von 15 Jahren Quartiersmanagement in der Gropiusstadt gibt die  abschließende Projektübersicht. Um Integration und Begegnung in der Gropiusstadt zu fördern, wurde der bis dato einzige Integrationsverein ImPULS und sein „Interkultureller Treffpunkt“ unterstützt. Deutschkurse, Vermittlung von berufsvorbereitenden Fähigkeiten sowie Kultur- und Sportangebote erreichten über die Jahre einen immer größeren Kreis von Personen, die sich mit sich, ihrer Herkunft und der „neuen Heimat“ auseinandersetzten. Als Leuchtturm-Projekt gilt im Handlungsfeld Bildung die Konzeption und Realisierung des Campus Efeuweg. Dazu kommt das voraussichtlich bis Ende 2021 auf dem Campus-Gelände fertig gestellte Zentrum für Sprache und Bewegung.

Ein persönliches „Danke“ nach 20 Jahren

Das QM Marzahn NordWest hat im Laufe des Jahres 2020 gleich drei Anläufe unternommen, um sein Abschiedsfest auf die Beine zu stellen. Veranstaltungen durchgeplant, Gäste eingeladen. Sie mussten alle wegen Corona abgesagt werden. Stattdessen hat sich das Team auf persönlichem Weg einzeln von den Aktiven und Trägern im Stadtteil verabschiedet und bedankt. Dazu gab es kleine Geschenktüten – mit selbst gebastelten Stadtteilkalendern sowie einer Broschüre, die sich der Arbeit in den vergangenen zehn Jahren im QM widmet. Zur Vorstellung der Broschüre wurde ein Video gedreht, das auf einem USB-Stick ebenfalls in der Tüte zu finden war. Der Quartiersrat hatte sich bereits 2019 auf den eigenen Weg in die Zukunft begeben.

Gelebte Nachbarschaft

Auch dem Quartier am Mariannenplatz blieb ein Abschiedsfest pandemiebedingt verwehrt. Und das, obwohl es nach 15 Jahren viel zu feiern gegeben hätte. So konnten über die Förderung des Programms „Sozialer Zusammenhalt“ stabile Vernetzungsstrukturen aufgebaut werden, die auch nach Beendigung des Förderverfahrens weiterlaufen. Die Investitionen in den öffentlichen Raum haben zu einer deutlichen Verbesserung des Wohnumfeldes beigetragen und Strukturen geschaffen, die zu nachbarschaftlichem Miteinander und Dialog anregen. Auch mit dem Stadtteilzentrum Familiengarten verfügt der Kiez über einen Anlaufpunkt, an dem Nachbarschaft gelebt wird. Die Bildungslandschaft hat sich in den zurückliegenden Jahren zudem gewandelt und einen zunehmenden Stellenwert erlangt. Und auch die degewo wird auch künftig ihrer Verantwortung als städtisches Wohnungsunternehmen nachkommen und weiterhin einen Beitrag für die soziale Stabilisierung des Quartiers leisten, der auf der aufgebauten Vertrauensbasis im Kiez fußt.

Wir danken allen Bewohnerinnen und Bewohnern, Ehrenamtlichen, den Quartiersmanagement-Teams und den Trägern, Akteuren in den Kiezen, Netzwerkpartnerinnen und -partnern, den Mitarbeitenden in den Bezirksämtern sowie allen Beteiligten für das langjährige Engagement, für die vielfältigen Ideen und die Umsetzung der neu gedachten Projekte, die das Zusammenleben in den Kiezen stärken und den Zusammenhalt in den Berliner Quartiersmanagementgebieten langfristig fördern.