„Jetzt weiß ich, wo ich im Kiez arabisch essen kann!“, meint Mette Brix. Die Sprecherin des Quartiersrat Richardplatz Süd steht vor dem Restaurant „Shaam“ in der Karl-Marx-Straße. Sie nimmt heute an einer ungewöhnlichen Tour teil. „Geflüchtete zeigen ihr Berlin“, so der Titel der vom Quartiersmanagement Richardplatz Süd organisierten Führung. Stadtführer der Quartiersrats-Exkursion sind die Eheleute Arij und Samer Serawan.
Von Flucht, Notunterkunft bis Kontoeröffnung
Samir Serawan erklärt aber auch, wie es sich anfühlt, wenn man in einem zu kleinen Schlauchboot ohne Kapitän in der Nacht über das Meer fährt. Die dreistündige Überfahrt habe sich wie drei Jahre angefühlt, so Samir Serawan. Insgesamt waren die beiden 30 Tage unterwegs. Die Flucht der beiden Syrer führte von Damaskus, der Türkei, Griechenland über die Balkanroute nach Berlin. Die beiden studierten Juristen schilderten auch die weiteren Stationen, die vom Ankommen in Berlin handeln: vom Verbot zusätzliches Essen in die Notunterkunft am Tempelhofer Feld mitzubringen bis hin zur Kontoeröffnung.
Orientierung in der Sonnenallee
Nächste Station ist die "Sonnenallee“. Die Tour-Teilnehmerinnen und –Teilnehmer entdecken die Straße anhand von Aufgaben: Jeder bekommt einen Zettel, auf dem ein arabischer Schriftzug steht, den es zu finden gilt. Nach und nach finden die meisten Quartiersratsmitglieder „ihr“ Geschäft. Ziel ist, die Perspektive von Neuankömmlingen einzunehmen. Und auch zu erleben, wie es ist, sich in einer Gegend zurechtzufinden, in der man die Schrift nicht lesen kann.
Zweistündige Tour aus der Sicht von Geflüchteten
Das Projekt von "querstadtein" wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert und soll den Dialog zwischen Berlinerinnen und Berlinern und Ankommenden anstoßen. Die Tour durch Neukölln dauert gut zwei Stunden. Sie führt an sieben Stationen von der Karl-Marx-Straße über die Sonnenallee fast bis zum Hermannplatz.
Mehr Informationen gibt es auf den Webseiten des Quartiersmanagements Richardplatz-Süd oder des Projekts „querstadtein“.