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Vom Nachmittag bis zum Sonnenuntergang des 30. Juni 2024 ging die Performance „zwischen den Gebeinen des Landes“. Der Jazz-Musiker und Anwohner Wieland Möller hatte sie eigens für die diesjährigen „48 Stunden Neukölln“ organisiert. Beteiligt waren internationale Performende und Tänzerinnen und Tänzer, die zurzeit in Berlin wohnen.
Klang, Bewegung und Verwirrung
„Was machen die denn da?“ Eine Mutter mit ihren zwei Kindern konnte die Vorstellung vor ihr erst einmal nicht einordnen. Vor der kleinen Familie tanzten, saßen und verrenkten sich erwachsene Menschen auf der Wildenbruchbrücke zu den Klängen einer Trommel und eines Saxophons. Alles so dezent, dass es auch im normalen Alltag hätte stattfinden können. Aber nur fast, denn da waren die mal mehr oder weniger dramatischen, manchmal schrägen Bewegungen, die den Vorübergehende klar machten, dass hier Kunst stattfindet.
Die Choreografie entwickelten alle zusammen, manches war festgelegt, vieles wurde improvisiert. Wieland Möller gab den theoretischen Rahmen vor: Die Performance sollte Bewegung und Klang mit psychosomatischen Bildern aufbauen, und zwischen Wiederholungen, Intensität, Stille und Schweigen wechseln. Dabei gaben die Darstellenden störende und phantasievolle Szenen des täglichen Lebens mitten in Neukölln, zwischen Cafés und dem Kanal, in einen Spaziergang zu einem kleinen Wald und einem Spielplatz am Weichselplatz wieder.
Auch wenn den meisten der zufälligen Zuschauenden die Gedanken hinter den Bewegungen und Klängen wohl unbekannt waren, viele der theoretischen Ansprüche kamen in der Praxis an: So entstand, wie im Programm zu lesen war, „Stille und […] ein Moment, in dem wir uns auf die Gegenwart konzentrieren.“ Die meditative Musik und das Miteinander der Kunstschaffenden entwickelte einen Sog, der die Vorübergehenden fesselte, während wie gewohnt auf der Wildenbruchbrücke der Auto- und Fahrradverkehr vorbeifloss. Negative Reaktionen habe es keine gegeben, im Gegenteil, „es gab sogar Autofahrende, die in ihrem Auto mittanzten“, erzählt Wieland Möller.
Kunst kommt zu den Menschen
Das Tolle an der Performance sei, so Wieland Möller, dass man raus gehe und die Kunst zu den Leuten bringe, nicht umgekehrt. Somit habe die Aktion auch gut zum Konzept des Quartiersmanagements (QM) gepasst, den Kiez mit künstlerischen Aktionen zu bereichern. „Ich war froh, als damals das QM in den Kiez kam und wollte schon immer mal hier etwas machen.“ Gefördert wurde die Performance aus dem Aktionsfonds des QMs.