Im Jahr 2022 registrierten die Behörden in Hellersdorf-Nord 906 Fälle partnerschaftlicher und innerfamiliärer Gewalt, der Durchschnitt in den Berliner Stadtbezirken betrug 424 Fälle. Die Folgen bekommen auch die Beraterinnen des Frauenzentrums „Matilde e. V.“ zu spüren. Deshalb startete das Frauenzentrum das Projekt „Kein Platz für partnerschaftliche Gewalt im öffentlichen Raum“, das aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ finanziert wird.
Derzeit fehlt eine entsprechende Gewaltpräventionsarbeit im QM-Gebiet. Wie wichtig diese jedoch ist, kann die Leiterin des Frauenzentrums Carola Kirschner bestätigen: „Insbesondere während Corona haben wir es hier besonders gesehen und auch gehört aus den offenen Fenstern in der Nachbarschaft. Partnerschaftliche Gewalt betrifft alle Schichten. Es ist in ganz Deutschland ein strukturelles Problem, denn Frauen erfahren neben der partnerschaftlichen Gewalt auch institutionelle Gewalt zum Beispiel bei Ämtern oder bei der Wohnungssuche.“
Projekt schafft Aufmerksamkeit
Das neue Projekt will das Thema partnerschaftliche Gewalt in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rücken. Durch Aufklärung und Sensibilisierung sollen die Zivilcourage der Anwohnerschaft, der lokalen Einrichtungen, Akteurinnen und Akteuren gefördert und Möglichkeiten des Einschreitens aufgezeigt werden. Wichtig ist auch die Information über die Angebote des Frauenzentrums und weiteren Anlaufstellen in Berlin. Geplant sind zudem Informationsveranstaltungen und Workshops zum Thema „Häusliche Gewalt und ihre (Spät-)Folgen“. Bereits jetzt bietet das Frauenzentrum einen Selbstverteidigungskurs für Frauen und ihre Kinder an, ein weiterer Kurs ist in Planung.
Carola Kirschner berichtete zum aktuellen Stand des Projekts: „Es läuft gerade an, wir sind dabei, Kooperationspartner ins Boot zu holen. Außerdem soll eine Fachberatungsstelle eingerichtet werden in der Janusz-Korczak-Straße, also gar nicht weit von hier. Dort können sich Betroffene beraten lassen, aber ebenso Angehörige, Behörden oder Träger von Einrichtungen. Wir sind auch mit der Polizei in Verbindung, um eine Polizeiliche Bürger:innensprechstunde zu installieren.“
Das Frauenzentrum „Matilde e. V.“ möchte zudem die Wohnungsunternehmen vor Ort gewinnen, um Bänke im Kiez mit QR-Codes und Hilfeadressen zu versehen. So können sich Frauen leichter informieren und Hilfe suchen. Weiterhin soll ein Aufkleber entwickelt werden, mit dem Einrichtungen signalisieren, dass sie Gewaltfreiheit im Quartier unterstützen.