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Bei schönstem Frühlingswetter über Regen reden? Unbedingt, gerade wenn es sich um einen „Weltwassertagsspaziergang“ handelt – in einem der trockensten Märzmonate seit der Wetteraufzeichnung.
Dazu eingeladen hatte einer, der sich ausführliche Gedanken über den Zusammenhang von Niederschlägen und urbanem Grün gemacht hat: Agrarökonom Dr. Hermann Wollner. Er lebt selbst seit über 20 Jahren im Quartiersmanagement-(QM)-Gebiet Hellersdorfer Straße.
Fachkundige nahmen am Spaziergang teil
Am 18. März 2022 führte er eine Gruppe interessierter Nachbarinnen und Nachbarn durch den Kiez, um auf die kostbare Ressource Wasser aufmerksam zu machen. Unter den Teilnehmenden waren auch Vertreterinnen und Vertreter von Umweltinitiativen, jeweils zwei Vertreterinnen der Wohnungswirtschaft mit Beständen im Quartier, der Leiter des bezirklichen Straßen- und Grünflächenamtes sowie die zuständige Referentin für Städtebauförderung des Bezirksamts. Sogar ein Wasserbau-Ingenieur aus Frankfurt/Oder war dabei.
Die verschiedenen Blickwinkel der Teilnehmenden ermöglichten lebhafte Diskussionen über Ansätze und Lösungen, wie auf Quartiersebene Regenwassernachhaltig Regenwasser bewirtschaftet und die Baumpflege vorangebracht werden kann. Hermann Wollner sprach zunächst zum Thema „Regenwasser und Bäume im Quartier“.
Konzept „Regen zu Baum“ vorgestellt
Im Kern sieht seine Idee vor, das Regenwasser von den Dächern der Wohnungsblockbauten nicht in die Kanalisation, sondern in Zisternen abzuleiten und darin zwischenzuspeichern – ähnlich wie man es aus dem Mittelmeerraum kennt. In Trockenperioden wird den Gehölzen zugeleitet. Regenwassermanager müssten dafür sorgen, dass Bäume und Grün in der Umgebung immer genau die Menge an Wasser bekommen, die sie benötigen.
Die Kosten der Installation und der Pflegearbeit seien dabei dem Wert der ökologischen und stadthygienischen Leistungen gegenüberzustellen. Pro Baum und Jahr könne diese Leistung mit 150 Euro veranschlagt werden, so Wollner. Würde eine entsprechende Summe in den Landeshaushalt eingestellt, wären auch die Aufwendungen dauerhaft getragen.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Wohnungswirtschaft wandten ein, dass solche Ansätze an die Mieterinnen und Mieter kommuniziert werden, und es für die (Erst-)Investitionen finanzielle Anreizinstrumente geben müsse. Die landeseigenen Wohnungsunternehmen seien zudem gehalten, einen beträchtlichen Teil ihrer neuen Wohnungen mit Mietpreisbindung ab 6,50 Euro pro Quadratmeter zu errichten.
Studie zu Modellprojekten entsteht
Auch andere klimafreundliche Zusätze, wie zum Beispiel Dachbegrünung, Stromspeicher zur Eigenenergieversorgung von Mietparteien oder Fassaden in Holzbauweise, wären oft nicht Teil der Neubauplanungen. Grund ist, dass die Berliner Landesverwaltung den Ansatz, Kosten und Leistungen des „Regen-zu-Baum“-Systems miteinander zu bilanzieren, noch nicht in Regelungen umgesetzt hat. Im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung entsteht momentan eine Studie zu Modellprojekten, die in dieser Hinsicht beispielhaft vorangehen und Wege aufzeigen.
Die Teilnehmenden verabredeten, sich erneut zu treffen und zu den vorgetragenen Aspekten auszutauschen. Fachlichen Input soll es wieder über das Projekt „Sicher, sauber, hell – Stammtisch Grün“ im Quartier durch das QM-Team geben, wie auch über das Kompetenzzentrum Großsiedlungen.
Weltwassertag
Seit 1993 findet, initiiert durch die Vereinten Nationen, jedes Jahr der „Weltwassertag“ statt. Dabei wird die Wichtigkeit von Wasser als elementarem Lebensstoff weltweit durch Aktionen deutlich gemacht. Wasserknappheit lässt sich sowohl weltweit wie auch konkret im Quartier beobachten.