In den Kiez gekiekt: Echte Typen aus Wedding und in Marzahn

Am Plötzensee ist es ruhig. Die tief stehende Dezembersonne glitzert kraftlos auf der Wasseroberfläche. Am Bootsverleih von Monika und Wolfgang Düring ist es still. Die beiden Pächter vom Plötzensee haben jetzt Pause, kaum jemand verirrt sich in dieser Jahreszeit hierher. In den vergangenen vier  Wochen haben dennoch viele Menschen Monika und Wolfgang Dürings Bekanntschaft gemacht. Beim Berliner Kurzfilmfestival „kiezkieken“ lief im Wettbewerbsprogramm eine Dokumentation über das Ehepaar aus dem Wedding. Für Filmemacher Michael Terhorst waren die Dürings das Ticket zum Sieg beim Kurzfilmfestivals „kiezkieken“. Mit seiner ursprünglich als Übungsfilm gedachten Doku „Plötzensee“ setzte er sich klar gegen 45 Wettbewerbsbeiträge aus dem Wedding, aus Marzahn und dem Prenzlauer Berg durch. Der raue Charme der Hauptdarsteller, gepaart mit viel Authentizität und Warmherzigkeit überzeugte: Das Publikum wählte den Film über die zwei Weddinger beim Finale in der „Wabe“ im Prenzlauer Berg am Sonntag (27.11.2011) zum besten Film.

Terhorsts Dokumentation über das Ehepaar Monika und Wolfgang Düring aus dem Wedding traf die Vorliebe des diesjährigen Publikums beim „kiezkieken“ für starke, interessante Charaktere offenbar am besten. Auch der zweite Platz ging an eine Dokumentation, die solche Typen in den Vordergrund stellte.

In dem Film „Unsere Torfstraße“ nimmt Filmemacher Sven Mücke die Zuschauer mit in eine besondere Hausgemeinschaft im Weddinger Sprengelkiez. Witzig, liebenswert und wieder sehr authentisch erzählen der Gärtner, der junge Mann mit der Katze, die nette Migrantin, das Pärchen mit den schön abgeschliffenen Dielen und der Putzmann von einem Hinterhaus in einem spannenden Teil der Stadt und einen ganz besonderen Zusammenhalt. Der dritte Platz ging nach Marzahn. Der ehemalige Planierraupenfahrer Rolf Diessner hat mit seiner Naturdokumentation „Rund um den Butzer See“ dem Badesee am Rand der Plattenbausiedlung ein schrullig-komisches Denkmal gesetzt und damit die Festivalbesucher bestens unterhalten.

Der Wettbewerb wurde von Führungen durch die jeweiligen Kieze und ein Kurzfilmprojekt an verschiedenen Grundschulen eingerahmt. Den Organisatorinnen Eva Schmidhuber, Franziska Becher und Manuela Georgiew ging es darum, auf möglichst vielfältige Art und Weise „neue Einblicke in das Berliner Stadtleben“ zu bieten. Bereits 2009 war dieses Konzept erfolgreich. Damals standen die Sonnenallee, Mediaspree und das Kottbusser Tor im Mittelpunkt des filmischen Interesses. In zwei Jahren, so kündigte das Organisationsteam beim Finale an, sollen erneut Berliner Kieze auf die Leinwand kommen. Welche das sein werden, steht jedoch noch nicht fest.

Mehr über das Berliner Kurzfilmfestival gibt es auf der Internetseite www.kiezkieken.de.