20 Jahre QM

20 Jahre Quartiersmanagement: Presserundgang im QM Körnerpark

Das Berliner Quartiersmanagement blickt auf 20 erfolgreiche Jahre zurück. Den Auftakt des Jubiläums bildete am 28. März 2019 eine Pressekonferenz im Nachbarschaftshaus Neukölln im Nord-Neuköllner Quartiersmanagementgebiet Körnerpark. Anschließend begaben sich die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Katrin Lompscher, Bezirksstadtrat Jochen Biedermann sowie wichtige Akteure aus dem Quartier gemeinsam auf einen Rundgang durch den Kiez.

Erste Station des Presserundgangs: Verkehrsberuhigung an der Schierker Straße. Foto: Claudia Mattern
Erste Station des Presserundgangs: Verkehrsberuhigung an der Schierker Straße. Foto: Claudia Mattern
Herr Hörr erläutert den Anwesenden die Rolle des Nachbarschaftshauses Neukölln im Körnerkiez. Foto: Claudia Mattern
Herr Hörr erläutert den Anwesenden die Rolle des Nachbarschaftshauses Neukölln im Körnerkiez. Foto: Claudia Mattern
Jochen Biedermann, Katrin Lompscher und Quartiersrätin Frau Sohnemann aus dem QM Körnerpark. Foto: Claudia Mattern
Jochen Biedermann, Katrin Lompscher und Quartiersrätin Frau Sohnemann aus dem QM Körnerpark. Foto: Claudia Mattern
Stadtrat Jochen Biedermann und Senatorin Katrin Lompscher (v.r.)
Stadtrat Jochen Biedermann und Senatorin Katrin Lompscher (v.r.)
Die Pressekonferenz zu "20 Jahre Quartiersmanagement"
Die Pressekonferenz zu "20 Jahre Quartiersmanagement"

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Senatorin Katrin Lompscher kann sich an den Anfang des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“ im Jahre 1999 mit 15 Quartiersmanagementgebieten gut erinnern. Das Ziel von Quartiersmanagement bestehe darin, benachteiligte Gebiete zu stabilisieren. Das Thema der sozialen Benachteiligung habe an Brisanz zugenommen, erklärte Katrin Lompscher.

Stabilisierung benachteiligter Quartiere

Heute muss sich das Quartiersmanagement einer besonders großen Herausforderung stellen: Wie können Gebiete aufgewertet werden, ohne dass die Bewohnerinnen und Bewohner verdrängt werden? Funktionieren könne dies nur, sagte Senatorin Lompscher, indem die sozio-integrativen und baulichen Maßnahmen mit mietenbegrenzender Politik verknüpft würden. Die Stabilisierung benachteiligter Quartiere ist eine gemeinsame Aufgabe von Senat und Bezirk.

Beteiligung ist das Entscheidende

Nach 20 Jahren Quartiersmanagement habe man erkannt, dass die Partizipation der Menschen vor Ort ausgeweitet werden muss. Denn nur zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern kann die Stadt gestaltet werden, fasst die Senatorin zusammen. Das Motto der bundesdeutschen Stadtentwicklungspolitik lautet demnach auch „Stadt gemeinsam gestalten“.

34 Quartiere aktuell gefördert

Aktuell gibt es 34 Quartiersmanagementgebiete in Berlin. Neun davon werden Ende 2020 beendet, die gleiche Anzahl an Gebieten wird dann neu festgelegt. Die Laufzeit ist begrenzt: Wenn sich Strukturen stabilisiert haben, endet die Förderung nach einer Überleitungsphase. Zentrale Strukturen sollen langfristig gefördert werden.

Beispiel Körnerpark

Das Quartiersmanagement Körnerpark befindet sich derzeit in der Überleitungsphase. Träger ist die Mieterberatung Prenzlauer Berg, das Team wird sich Ende 2020 verabschieden. „Als wir im Oktober 2005 unser Büro bezogen haben, gehörte das Gebiet zu den ärmsten der Stadt“ erzählt Ulli Lautenschläger, Geschäftsführer der Mieterberatung Prenzlauer Berg. Die ersten Fördergelder im Gebiet wurden für die bauliche Aufwertung des Saals im Nachbarschaftsheim Neukölln verwendet, der damals eine Turnhalle war. Seitdem zählt die Einrichtung zu den wichtigsten Partnern des Quartiersmanagements Körnerpark.

Stärkung sozialer Infrastruktur

Zwölf Millionen Euro seien bislang in das Gebiet Körnerpark geflossen, berichtet Bezirksstadtrat Jochen Biedermann, zuständig für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste in Neukölln. Das Geld wurde hauptsächlich zur Stärkung sozialer Infrastruktur verwendet.

Der Rundgang durch das Gebiet Körnerpark zeigte auf, wie durch sozio-integrative und bauliche Maßnahmen sozial benachteiligte Quartiere gestärkt werden. Die Teilnehmenden machten Halt an verschiedenen Stationen, etwa am Nachbarschaftshaus Neukölln, an der Spielelandschaft, einem neu gestalteten Spielplatz an der Schierker Straße, bei den Grundschulen Peter-Petersen- und Konrad-Agahd-Schule und bei der Freifläche des Friedhofs Thomashöhe. An diesen Orten schilderten Ulli Lautenschläger, Dr. Astrid Tag, Öznur Büker und Wera Bille Saldanha vom Quartiersmanagement Körnerpark, die Quartiersrätinnen Franziska Zeisig und Heidemarie Sohnemann, Christian Hörr, Projektkoordinator der Coolen Kids und Peer Helper beim Nachbarschaftsheim Neukölln, sowie die Schulleiterinnen Hildegard Greif-Groß und Simone Schützmann die Quartiersentwicklung der letzten anderthalb Jahrzehnte.

Bolzplatz in Pink

Quartiersmanagerin Dr. Astrid Tag entsinnt sich an den Zustand der Bolzplätze zu Beginn der Förderung 2005. „Dort haben Kinder mit kaputten Toren und desolatem Betonboden Fußball gespielt. Ich musste ihnen versprechen, dass hier etwas passiert.“ Bei der Neugestaltung der Bolzplätze hatte die Bürgerbeteiligung eine große Rolle gespielt. Kinder und Jugendliche äußerten ihre Ideen für die Plätze: Den leuchtend pinkfarbenen Bodenbelag wünschten sich die Mädchen explizit für ihre Spielfläche.

Verantwortung für Neugeschaffenes

Auch bei der Planung des Spielplatzes wurden Kinder, Erzieherinnen und Erzieher sowie Eltern miteinbezogen. „Die Möglichkeit der Mitentscheidung bringt nicht nur die Menschen im Kiez miteinander ins Gespräch“, erklärte Quartiersmanagerin Öznur Büker. „Es entsteht auch ein größeres Verantwortungsgefühl gegenüber den neu geschaffenen Dingen. Außerdem wird die Identifikation mit dem Kiez nachhaltig gestärkt.“ Die baulichen Umgestaltungen wurden von soziokulturellen Projekten, zum Beispiel zur Umweltbildung für mehr Sauberkeit auf den Straßen und Plätzen und Antigewaltprojekten, begleitet.

Druck auf dem Wohnungsmarkt

Verdrängung durch rasant steigende Mieten ist in Nord-Neukölln ein großes Thema. Quartiersmanagerin Wera Bille Saldanha: „Die steigenden Mieten, der zunehmende Druck auf den Wohnungsmarkt und die Angst der Bewohner vor Verdrängung sind für uns ernstzunehmende Themen. Sie werden in Projekten wie beispielsweise dem Diskussionsforum Körnerkiez aufgegriffen.“ Seit 2016 ist das Gebiet Körnerpark Milieuschutzgebiet. Um die Mieter vor Verdrängung zu schützen, wurde im Nachbarschaftshaus eine vom Bezirk beauftragte Mieterberatung eingerichtet.

Eine Freifläche für die Grundschulen

An den beiden Grundschulen teilen sich rund 600 Schülerinnen und Schüler den Schulhof und die Turnhalle. „Wir platzen förmlich aus den Nähten“, bestätigt Simone Schützmann, Schulleiterin der Konrad-Agahd-Schule. Senatorin Lompscher verspricht, sich dafür stark zu machen, dass die Freifläche des Friedhofs Thomashöhe gekauft und als Schulfreifläche umgestaltet wird.

Verstetigung 2020

Das Quartiersmanagementgebiet Körnerpark geht bis Ende 2020 in die Verstetigung über. Die Förderung für das Gebiet durch das Programm Soziale Stadt wird dann beendet sein. Bis dahin werden die wichtigsten Projekte in enger Zusammenarbeit mit dem Quartiersrat abgeschlossen und gemeinsam mit der Senatsverwaltung und dem Bezirksamt überlegt, wie zentrale Strukturen dauerhaft gesichert werden können. Im dafür erstellten Aktionsplan wird beschrieben, wie es weitergehen soll.