Vor der Corona-Pandemie war die Helen-Nathan-Bibliothek in Neukölln ein beliebter Begegnungsort und ein wichtiger Treffpunkt für die Anwohnenden. Hier fanden spannende Lesungen und ein kostenloses Puppentheater statt, Studierende konnten Computerplätze nutzen und Schülerinnen und Schüler Referate vorbereiten und Hausaufgaben erledigen. Die moderne Bibliothek arbeitet eng mit lokalen Partnern zusammen, etwa der Volkshochschule, Schulen und Kitas oder dem Lernladen Neukölln. Auch das Quartiersmanagement (QM) Flughafenstraße unterstützt die Bibliothek seit Langem.
Leselounge und Lernecke
2019 wurden mit Mitteln aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ eine gemütliche Leselounge und eine Lernecke für Jugendliche eingerichtet. Ziel des Umbaus: die unterschiedlichen Nutzungen besser voneinander zu trennen, sodass die Lerngruppen niemanden stören. Dass sich die Jugendlichen in der Bibliothek treffen, ist ausdrücklich erwünscht, da viele aus beengten Wohnverhältnissen kommen. Hier finden sie einen ruhigen Raum, wo sie sich gemeinsam auf den Schulabschluss vorbereiten oder ihre Hausaufgaben machen können. Darüber hinaus finanziert das QM Flughafenstraße ein kostenloses Lern- und Mediencoaching durch Studierende bis zur Sekundarstufe II.
Ein Projekt für alle
Mit dem neuen Projekt „Helene-Nathan-Bibliothek - Starker Partner im Kiez“ soll die Rolle der Bibliothek als kompetenter Partner für die Stadtteilentwicklung fortgeführt und erweitert werden. Die Angebote sollen sich gezielt auch an „Nicht-Bibliophile“ richten: „Unser Wunsch ist es, auch Menschen anzusprechen, die bisher nicht den Weg in die Bibliothek gefunden haben und deren private Umstände es ihnen erschweren, sich aus- und weiterzubilden“, erklärt Quartiersmanager Thomas Helfen. Das Projekt, für das derzeit ein Träger gesucht wird, soll vor dem Sommer 2021 starten und bis Ende 2023 laufen.
Bibliothek in Zeiten der Corona-Pandemie
Auch die Bibliotheken hat die Pandemie stark betroffen. Obwohl die Berliner Büchereien wieder öffnen durften, ist im Frühjahr 2021 nur die Ausleihe erlaubt. Das Aufhalten und Stöbern ist aufgrund der steigenden Infektionen vorerst untersagt. Doch besondere Zeiten machen erfinderisch. Die Corona-Pandemie hat auch in Bibliotheken einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Es gibt ein immer umfangreicheres Online-Angebot des VÖBB (Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins). Cineasten und Bücherwürmer können zahlreiche Filme streamen, E-Books herunterladen und Tageszeitungen als E-Paper lesen. Jugendliche und Erwachsene dürfen sich über ein umfangreiches Lernangebot und Online-Sprachkurse freuen. Zusätzlich bietet der Träger „wortlaut“ Familien ein Materialpaket mit allerhand Spielen und Übungen rund um Sprachbildung und Bewegung an. Per Video-Anleitung können Eltern mit ihren Kindern beispielsweise Buchstaben und Zahlen kneten oder einen Papierball durch ein Labyrinth pusten. Und noch etwas hat man sich ausgedacht: „Wir planen, Bücher mit einem Lastenrad zu Menschen zu bringen, die weniger mobil sind, etwa in Seniorenheime“, so die Leiterin der Helene-Nathan-Bibliothek, Dr. Ida Bentele.